Übersicht der pilzwiderstandsfähigen Rotweinsorten
„Pilzwiderstandsfähige Sorten (Piwis)" sind aus Kreuzungen zwischen Europäer-Reben und pilzresistenten Spezies von Amerikaner-Reben hervorgegangen. Diese Rebsorten weisen eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten auf und werden als pilztolerant oder pilzfest charakterisiert.
Der größte Vorteil für den Winzer besteht darin, dass durch den Anbau der Piwis, die Pflanzenschutzbehandlungen deutlich reduziert werden. Somit werden Arbeitskosten und Kosten für Bekämpfungsmittel eingespart. Zusätzlich werden Bodenverdichtungen verringert und die Umwelt geschützt (bessere CO²-Bilanz & Schonung der Nützlinge). Pilwiderstandsfähige Sorten machen sowohl im ökologischen Weinbau als auch im integrierten Weinbau großen Sinn.
Hier eine Übersicht der meistgefragtesten roten PIWIs:
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Baron -
Cabernet Cantor -
Cabernet Cortis -
Cabernet Jura -
Cabertin -
Monarch -
Pinotin -
Prior -
Regent -
Satin Noir
Baron
Herkunft: Baron ist eine 1983 neu gezüchtete pilzwiderstandsfähige Rotweinsorte aus dem Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg (WBI).
Kreuzung: Baron wurde am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg durch Norbert Becker aus den Sorten Cabernet Sauvignon (als Muttersorte) und Bronner (als Vatersorte) gekreuzt. Die Rebsorte Bronner wiederum ging aus den Elternsorten Merzling (als Muttersorte) und Gm 6494 (als Vaterpopulation) hervor.
Eigenschaften: Hohe Widerstandsfähigkeit gegen Peronospora und gute Widerstandsfähigkeit gegen Oidium. Sehr geringe Befallsgefährdung durch Botrytis. Austrieb, Blüte und Reifungsbeginn erfolgen etwa zeitgleich zum Spätburgunder. Die Frostfestigkeit gilt als gut.
Merkmale: Die Blätter sind mittelgroß und kräftig glänzend grün, die in der Form der Stiel- und Blattbuchten sowie der Blattlappung dem Cabernet Sauvignon gleichen.
Traube: Die Traube ist länglich, walzenförmig, mit dem Burgunder vergleichbar, jedoch weniger geschultert, mit Beeren die den Spätburgunder-Standartklonen entsprechen.
Wein: Fruchtiger (Pinot)-Typ, farbintensive, fruchtig-bukettierte, gerbstoffreiche Rotweinsorte, geschmacklich im Bereich des Spätburgunders angesiedelt. Durch Fruchtaromen von Johannisbeere, über Himbeere, Kirsche Brombeere bis zur Waldbeere geprägt.
Ansprüche an den Weinberg: Die Sorte beansprucht gute Lagen mit ausreichender Reifedauer. Der Zuchtstamm hat fast die gleichen Standortansprüche wie der Blaue Spätburgunder.
Cabernet Cantor
Herkunft/Kreuzung: Cabernet Cantor ist eine 1989 gezüchtete pilzwiderstandsfähige Rotweinsorte. Cabernet Cantor wurde am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg aus den Sorten Seibel 7053 (auch Chancellor genannt), Merzling, Zarya Severa und Muskat-Ottonel gekreuzt.
Eigenschaften: Austrieb und erfolgen einige Tage vor dem Spätburgunder. Der Reifezeitpunkt liegt ca. 1 Woche vor dem Spätburgunder. Die Festigkeit gegen den Echten und Falschen Mehltau gilt als sehr gut. Die Sorte neigt kaum zu Verrieselung und Stiellähme und der Anteil der Rohfäule ist gering.
Wein: Die Weine sind würzig, mild und farbstoffreich. Sie verfügen über einen typischen Cabernet- bzw. Merlot-Charakter.
Cabernet Cortis
Herkunft/Kreuzung: Cabernet Cortis ist eine 1982 gezüchtete pilzwiderstandsfähige Rotweinsorte, die am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg durch Norbert Becker aus den Sorten Cabernet Sauvignon und Solaris gekreuzt wurde. Amtlich wird Cabernet Cortis mit dem Zuchtstamm FR 437-82 r gekennzeichnet
Eigenschaften: Austrieb, Blüte und Reifebeginn erfolgen etwa eine Woche später als beim Blauen Spätburgunder. Die Frostfestigkeit gilt als sehr gut und übertrifft die von Riesling deutlich. Peronospora.-Festigkeit: sehr gut, Oidium-Festigkeit: sehr gut bis gut.
Merkmale: Die Blätter sind mittelgroß, drei- bis fünflappig und kräftig grün. Die großen Trauben sind länglich walzenförmig. Die Beerengröße ist mittel, die Beerendichte gering.
Traube: Die Trauben sind länglich walzenförmig, wenig geschultert mit kleinen, runden während der Reife noch relativ locker stehenden Beeren.
Wein: Die Weine sind kräftig, farbstoffreich und haben deutliche Tannine. Sie verfügen über einen typischen Cabernet-Sauvignon-Charakter, mit in der Regel noch stärker ausgeprägtem Cassisduft und -geschmack
Ansprüche an den Weinberg: Pflanzung in guten Lagen, die die Standortansprüche des Blauen Spätburgunders nicht ganz erfüllen müssen.
Cabernet Jura
Herkunft/Kreuzung: Cabernet Jura wurde im Kanmton Jura von dem Schweizer Rebenzücher Valentin Blattner gezüchtet. Sie ist eine Kreuzung zwischen Cabernet Sauvignon und Resistenzpartnern. 2006 wurde sie von Volker Freytag zum Sortenschutz angemeldet.
Merkmale: Die Triebspitze ist mittelstark wollig behaart. Das Blatt ist fünfeckig mit drei Lappen und mit V-förmigem Profil. Die Blattunterseite ist schwach behaart.
Eigenschaften: Der Wuchs ist aufrecht und sehr stark. Sehr gute Resistenz gegen Oidium, Peronospora und Botrytis. Sehr gute Frosthärte bei Winterfrösten. Der Reifezeitpunkt ist etwa eine Woche vor Merlot. Nachteilig ist die Stiellähmeanfälligkeit und die schlechte Mg-Aufnahme.
Traube: Die Traube ist walzenförmig und wenig geschultert. Die Beere ist rund, mittelgroß und von einer gleichmäßigen Wachsschicht überzogen. Die Beerenhaut ist elastisch und weist durch ihre dicke Wachschicht eine sehr gute Widerstandsfähigkeit gegen Botrytis auf.
Wein: Der Wein zeichnet sich durch eine dunkle und rubinrote Farbe aus. Er erinnert an einen fruchtigen Cabernet-Wein aus dem Süden. Der angenehme aromatische Geschmack verstärkt die Typizität der Rebsorte.
Ansprüche an den Weinberg: Durch den sehr starken Wuchs ist je nach Standort eine Ertragsregulierung notwendig. Ab circa 100° Oe sollte geerntet werden, da dann die Beeren einschrumpfen.
Cabertin
Kreuzung: Die Rebsorte Cabertin wurde 1991 von dem Schweizer Rebenzüchter Valentin Blattner gezüchtet. Sie ist eine Kreuzung aus Cabernet Sauvignon und Resistenzpartnern. Das Ziel war hier, einen internationalen Rotweintyp in den kühleren nördlichen Weinbauregionen zu ermöglichen.
Eigenschaften: Gute Resistenz gegen Oidium, Peronospora und Botrytis. Der Reifezeitpunkt ist ca. 10-14 Tage vor Cabernet Sauvignon, Anfang bis Mitte Oktober. Der Wuchs ist aufrecht und sehr stark. Sehr gute Frosthärte bei Winterfrösten. Sein aufrechter Wuchs sorgt für eine gleichmäßige Belüftung und Besonnung in der Traubenzone, ohne dass intensive Entblätterungsmaßnahmen notwendig werden.
Traube: Die Traube ist schmal, lockerbeerig und wenig geschultert. Die Beere ist rund, klein und von einer gleichmäßigen Wachsschicht überzogen. Die Beerenhaut ist sehr fest und somit sehr widerstandsfähig gegen Botrytis.
Wein: Der Wein zeichnet sich durch eine dunkle, rubinrote Farbe aus. Im Geruch zeigt er deutlich Pyrazine, sprich Paprika, Pfeffer sowie Mokka, Espressobohnen und würziger Zigarre. Das Tanningerüst ist sehr kräftig.
Monarch
Herkunft/Kreuzung: Monarch ist eine 1988 neu gezüchtete pilzwiderstandsfähige Rotweinsorte. Er wurde am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg durch Norbert Becker aus den Sorten Solaris und Dornfelder gekreuzt. Amtlich wird er mit der Zuchtstammnummer FR 487-88 r gekennzeichnet.
Eigenschaften: Vollreife: kurz vor bis mit dem Blauen Spätburgunder. Peronospora-Festigkeit: gut. Oidium-Festigkeit: gut bis mittel. Verrieselungsanfälligkeit: gering bis mittel. Stiellähmeanfälligkeit: gering
Traube: Traubengröße: groß. Beerengröße und -dichte: mittel - sehr gering
Wein: Die Weine sind kräftig, farbstoffreich und haben kräftige Tannine. Die Sorte kann sehr gut sortenrein ausgebaut werden, eignet sich aber auch zum Verschnitt mit fruchtigen Rotweinen.
Ansprüche an den Weinberg: Pflanzung in guten Lagen mit nachhaltigen Böden und ausreichender Reifedauer, Spätfrostgefährdung im Frühjahr beachten.
Pinotin
Herkunft: Die pilzwiderstandfähige Rebsorte Pinotin wurde 1991 von dem Schweizer Rebenzüchter Valentin Blattner in der Pfalz gezüchtet und von Volker Freytag selektioniert.
Kreuzung: Kreuzung aus Blauem Spätburgunder und Resistenzpartnern.
Eigenschaften: Sehr gute Resistenz gegen Botrytis und Oidium, gute Resistenz gegen Peronospora. Der Reifezeitpunkt ist etwa ein bis zwei Wochen nach dem Regent. Der Wuchs ist eher schwach, deswegen sollte eine stark wachsende Unterlage verwendet werden. Später Austrieb, dadurch weniger Gefahr bei Spätfösten.
Traube: Schmale, lange, sehr lockerbeerige und selten geschulterte Traube. Die Beeren sind mittelgroß, rund und gleichmäßig mit einer Wachsschicht überzogen. Durch das lockere Stielgerüst färben sie sich schon sehr früh. Die Reife wir circa Mitte bis Ende September erreicht.
Wein: Der Wein zeichnet sich durch eine kräftige, rubinrote Farbe aus. Im Duft erinnert der Wein an schwarze Kirschen. Im Geschmack kann er durch seine milde, warme Art überzeugen und erinnert an seinen Namensgeber, den Spätburgunder.
Prior
Herkunft/Kreuzung: Prior ist eine 1987 gezüchtete pilzwiderstandsfähige Rotweinsorte. Prior wurde am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg durch Norbert Becker aus den Sorten Joannès-Seyve 23-416 x Blauer Spätburgunder (als Muttersorte) und Bronner (als Vatersorte) gekreuzt.
Eigenschaften: Vollreife: eine Woche nach Blauen Spätburgunder. Peronospora-Festigkeit: sehr gut. Oidium-Festigkeit: sehr gut. Verrieselung: sehr gering. Stiellähmeanfälligkeit: sehr gering.
Merkmale: Die Blätter sind mittelgroß, drei- bis fünflappig und kräftig grün.
Traube: Die Trauben sind mittelgroß. Die Beerengröße und -dichte ist mittel.
Wein: Die Weine sind kräftig, farbstoffreich und haben kräftige Tannine.
Ansprüche an den Weinberg: Pflanzung in gute Lagen mit ausreichender Reifedauer, Spätfrostgefährdung im Frühjahr von geringer Bedeutung. Aufgrund der sehr ansprechenden Weinqualität und der hohen Resistenzeigenschaften ist die Sorte ein sehr aussichtsreicher Rotwein-Zuchtstamm aus der Freiburger-Rebenzüchtung.
Regent
Herkunft: 1967 von der Lehr- und Versuchsanstalt Geilweilerhof in der Pfalz gezüchtet.
Kreuzung: Der Regent ist eine Neuzüchtung (1967 Kreuzung zwischen Diana (Silvaner x Müller-Thurgau) und Chambourcin).
Eigenschaften: Sie gehört derzeit zu den bedeutendsten pilzwiderstandsfähigen Qualitäts-Rebsorten weltweit. Mittelfrühe Reife, recht starker, aufrechter Wuchs und lockere, zuckerreichen Trauben. Bei häufigen Niederschlägen vor und um die Blütezeit besteht eine erhöhte Gefährdung gegen Gescheinsbotrytis. Die Widerstandsfähigkeit gegen Peronospora ist mittel, wobei das Blatt weniger resistent ist. Die Sorte benötigt reduzierten Pflanzenschutz wie andere pilzwiderstandsfähige Rebensorten auch. Gegen Oidium besteht eine gute Widerstandsfähigkeit. Die Botrytiswiderstandsfähigkeit ist aufgrund der lockeren Traube relativ hoch sollte jedoch nicht ausgereizt werden. Gegen Winterfrost zeigt sich die Sorte widerstandsfähig.
Merkmale: Die Triebspitze ist offen und weißwollig behaart. Der Wuchs ist mittelstark bis stark. Die Sorte neigt kaum zur Geiztriebbildung. Das Blatt ist drei-, selten fünflappig. Kleine Blätter stellenweise bronziert und weißwollig behaart.
Traube: Die walzenförmige Traube ist selten geschultert, mittelgroß und etwas lockerbeerig. Die rundlichen bis ovalen Beeren sind klein bis mittelgroß und von dunkelblauer bis violettblauer Farbe.
Wein: Der Wein ist tiefrot, farbkräftig, körperreich, gerbstoffbetont mit Aromen nach Kirschen. Die Sorte gewinnt durch Holzfassausbau. Als Rosé ausgebaut liefert er vollmundige Weine. Regent ist auch ein guter Verschnittpartner in einer Cuvée.
Ansprüche an den Weinberg: Aufgrund der frühen Reife, des ansprechenden Mostgewichts und der hohen Winterfrostigkeit ist die Sorte auch für Rotweinrandlagen geeignet. Kalte und windoffene Lagen sollten vermieden werden, um Verrieselungsschäden zu vermeiden.
Satin Noir
Herkunft/Kreuzung: Die Rebsorte Satin Noir wurde 1991 aus Cabernet Sauvignon und Resistenzpartnern von dem Schweizer Valentin Blattner gekreuzt.
Merkmale: Satin Noir besitzt kleine Blätter und somit einen lichten Triebaufbau.
Eigenschaften: Die Sorte besitzt eine sehr gute Resistenz gegen Peronospora und Oidium, gegen Botrytis eine gute Resistenz. Der Wuchs ist sehr aufrecht, was einen geringern Aufwand bei den Heftarbeiten bedeutet. Die sehr lockere Laubwand gewährleistet eine gute Durchlüftung der Traubenzone. Der Reifezeitpunkt ist circa 10 Tage vor dem Cabernet Sauvignon (Anfang bis Mitte Oktober).
Traube: Die Traube ist lang, aufgelockert und wenig geschultert. Die Beere ist rund und hat etwa die gleiche Größe wie beim Cabernet Sauvignon. Die Beerenhaut ist sehr fest, dick und weist somit eine gute Widerstandsfähigkeit gegen Botrytis auf. Die Beeren besitzen ein sehr farbintensives und aromatisches Fruchtfleisch.
Wein: Der Wein zeichnet eine tiefrote dichte Farbe, feine Struktur und harmonische Reife aus. Im Geschmack erinnert Satin Noir an reife, schwarze Brom- und Johannisbeeren, schwarzem Pfeffer und dunkler Schokolade.
Ansprüche an den Weinberg: Auf flachgründigen Standorten sind ein schwacher Wuchs und zurückgehende Erträge zu befürchten. Auf feuchten Standorten gewährleistet die lockere Laubwand eine gute Durchlüftung der Traubenzone.