Pflanzgut der neuen Rebsorte Carillon ist nach dem Sortierergebnis noch in verschiedenen Kombinationen verfügbar!
Wir freuen uns, Ihnen die neue pilzwiderstandsfähige Rotweinsorte Carillon (FR 628-2005r) vorzustellen, die am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg gezüchtet wurde. Carillon ist die erste Sorte aus einer hochresistenten Kreuzungsserie mit der eingekreuzten Wildart Muscadinia, die zum Sortenschutz angemeldet wurde.
Die Wildart Muscadinia, aus dem feucht-warmen Gebiet Florida, wurde erfolgreich eingekreuzt, obwohl es äußerst anspruchsvoll ist, fruchtbare Nachkommen im Züchtungsprozess zu erhalten. Durch die erfolgreiche Einkreuzung dieser Wildart in Carillon ist basierend auf den vorhandenen Resistenzloci, eine erhebliche Verbesserung der Oidium-Resistenz im Vergleich zu bisherigen PIWI-Kreuzungen zu erwarten. Im Zuge des Verfahrens zum Sortenschutz beim europäischen Sortenamt CPVO in Angers (Frankreich), hat sich das WBI für den Namen "Carillon" entschieden, der „französisches Turmglockenspiel“ bedeutet.
Die neue Rebsorte überzeugt insgesamt mit einer sehr starken Widerstandsfähigkeit gegen Peronospora, Oidium und Botrytis. Dank der robusten Beerenhaut wies die Sorte im bisherigen Anbau eine hervorragende Widerstandsfähigkeit gegen die Kirschessigfliege auf und die Sorte begeistert darüber hinaus mit einer herausragenden Weinqualität. Der Wein ist sehr fruchtig-würzig mit intensiven Kirsch- und Beerenaromen. Die Farbe kommt sehr intensiv zum Vorschein, am Gaumen wirkt der Rotwein weich und gleichzeitig füllig.
Carillon zeichnet sich durch einen aufrechten, mittelstarken Wuchs und eine geringe Geiztriebbildung aus. Sie treibt etwa zehn Tage später als Spätburgunder aus, erreicht jedoch die Blüte etwas früher und ist kaum anfällig für Verrieseln oder Stiellähme. Die Reifezeit liegt etwa zehn Tage nach Spätburgunder, da sich das Mostgewicht langsamer entwickelt. Carillon bringt einen Ertrag von 80-110 kg/a mit 85-100 Grad Oechsle und benötigt aufgrund der späten Reife sehr gute Lagen.
Wir vermehren die Sorte unter Abstimmung mit dem Züchter Weinbauinstitut Freiburg. Für die Anpflanzung der Reben müssen entsprechende Anbauverträge zwischen den Winzern und dem Weinbauinstitut Freiburg abgeschlossen werden. Sie haben Interesse an Carillon für die Pflanzsaison 2025 oder würden gerne Weine der neuen Rotweinsorte verkosten? Dann treten Sie gerne mit uns in Kontakt, wir freuen uns über Ihre Anfrage!
Weitere Informationen zur neuen Rebsorte Carillon finden Sie in unserer Sortenbeschreibung unter: https://www.rebschule-sester.de/rebsortenbeschreibung/piwi-rotweinsorten/carillon-fr-628-2005r/
Wir laden Sie herzlich ein, unser umfangreiches Rebsortiment zu durchstöbern mit den dazugehörigen Beschreibungen. Ob klassische Sorten oder innovative Neuzüchtungen – bei uns finden Sie eine breite Auswahl an qualitativ hochwertigem Pflanzgut mit unterschiedlichen weinbaulichen und önologischen Eigenschaften. Stöbern Sie durch unser Sortiment und lassen Sie sich von der Vielfalt inspirieren. Unser Rebangebot finden Sie unter: https://www.rebschule-sester.de/rebangebot/
Bestellen Sie telefonisch unter 07802 980281, per E-Mail an info@kiefer-sester-reben.de oder bequem über die Wunschliste-Funktion auf unserer Website. Fügen Sie Ihre gewünschte Rebsorte aus unserem Rebangebot oder der Sortenbeschreibung zur Wunschliste hinzu, tragen Sie die erforderlichen Daten ein – und wir erhalten Ihre Anfrage automatisch!
Goldgelbe Vergilbung im Fokus: Rückblick auf den vergangenen Themenabend
Am 21. November 2024 luden wir, die Rebschule Kiefer & Sester, zu einem informativen Themenabend ins Kiefer & Sester Forum ein. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Goldgelbe Vergilbung (Flavescence dorée), eine durch die Amerikanische Rebzikade übertragene Phytoplasmen-Krankheit, die auch deutsche Weinbaugebiete zunehmend bedroht. Die Veranstaltung lockte zahlreiche Winzer, Winzerinnen und Interessierte an und bot eine gelungene Kombination aus praxisorientierten Einblicken und fundierten Fachvorträgen.
Der Abend begann mit einer Begrüßung durch Ralf Sester und einer Verkostung von Secco aus den pilzwiderstandsfähigen Rebsorten Calardis Blanc, Muscaris und Johanniter. Dieses Cuveé verdeutlichte eindrucksvoll das Potenzial innovativer Reben, die eine nachhaltige Zukunft des Weinbaus ermöglichen könnten. Anschließend führte das Team um Ralf Sester durch den Betrieb und zeigte den Gästen die präzisen Arbeitsprozesse bei der Sortierung und Aufbereitung der Pfropfreben nach dem Ausschulen. Diese Demonstration unterstrich den hohen Qualitätsanspruch der Rebschule Kiefer & Sester.
Im ersten Vortrag des Abends bot Dr. René Fuchs vom Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg einen fundierten Einblick in die Biologie der Amerikanischen Rebzikade und der Goldgelben Vergilbungskrankheit. Er erläuterte die Symptome der Krankheit, die unter anderem in Vergilbung des Reblaubs, eingerollten Blättern, nicht verholzten Trieben, welken und bitter schmeckenden Trauben sowie dem Absterben ganzer Rebstöcke bestehen. Da diese Symptome auch bei der Schwarzholzkrankheit auftreten, ist eine exakte Unterscheidung von Flavescence dorée und Schwarzholzkrankheit nur im Labor möglich. Besonders besorgniserregend sei, dass die Amerikanische Rebzikade ihren gesamten Lebenszyklus auf der Weinrebe verbringt und so die Phytoplasmen rasant verbreitet werden. Bei der Schwarzholzkrankheit hingegen sind Brennnesseln und Ackerwinden die Hauptwirtpflanzen, während Reben nur zufällig von den Glasflügelzikaden angeflogen werden, die die Phytoplasmen übertragen können. Dr. Fuchs wies zudem darauf hin, dass die Symptome der Goldgelben Vergilbung leicht mit anderen Problemen wie Magnesiummangel, Blattrollkrankheit, Trockenstress oder Phloem-Stau durch abgeknickte Triebe verwechselt werden können.
Aktuelle Monitoring-Daten aus Südbaden zeigen, dass im Jahr 2024 an 60 Fallenstandorten auf 182 Hektar Rebfläche insgesamt 450 Amerikanische Rebzikaden gefangen wurden. Noch im Jahr 2023 konnte keine einzige amerikanische Rebzikaden im gleichen Gebiet nachgewiesen werden. Glücklicherweise wurden bisher keine mit den Phytoplasmen von Flavescence dorée infizierten Zikaden bestätigt. Dennoch sei es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Krankheit auch in der Region ausbreite. Dr. Fuchs betonte, dass neben umfassenden Hygiene- und Schutzmaßnahmen – wie das Roden von wilden Unterlagsreben an Böschungen oder verwilderter Weinberge – auch gezielte Insektizidbehandlungen in abgestimmten Zeitabständen notwendig sind, sobald erste Infektionen in einem Gebiet auftreten, um die rasante Ausbreitung der Krankheit einzudämmen.
Der zweite Vortrag des Abends wurde von Jan van Lamsweerde vom italienischen Weingut Corte Capitani gehalten, der als stark betroffener Winzer von der Goldgelben Vergilbung berichtete. Er schilderte eindrucksvoll die verheerenden Auswirkungen der Krankheit auf sein Weingut in Bardolino am Gardasee, wo er aufgrund der rasanten Ausbreitung 30 % seiner Rebfläche roden musste. Van Lamsweerde kritisierte vor allem die mangelnde Kommunikation und Koordination zwischen benachbarten Betrieben, was die Ausbreitung zusätzlich beschleunigte. Zugleich räumte er ein, dass er zu Beginn die Gefährlichkeit der Krankheit nicht ernst genug genommen und die Bekämpfung nicht konsequent verfolgt hatte.
Van Lamsweerde plädierte für verbesserte Diagnosemöglichkeiten, wie die Entwicklung von Schnelltests, um infizierte Rebstöcke schneller zu identifizieren. Aktuell dauert die Diagnose über Labortests oft mindestens zwei Wochen, was fatale Folgen für betroffene Weinberge haben kann. Dr. Fuchs entgegnete jedoch, dass Schnelltests aufgrund der geringen Konzentration der Phytoplasmen im Rebengewebe nicht praktikabel seien. Selbst moderne PCR-Verfahren stoßen hier an ihre Grenzen, weshalb der Nachweis der Krankheit weiterhin aufwendig und zeitintensiv bleibt.
Trotz der massiv negativen Auswirkungen auf sein Weingut sieht van Lamsweerde auch eine Chance: Die großflächige Rodung der betroffenen Flächen ermöglichte es ihm, seinen Betrieb vollständig auf Piwi-Rebsorten umzustellen. Diese Sorten bieten nicht nur eine nachhaltigere, sondern auch eine zukunftsorientierte Alternative im Weinbau. Sein eindringlicher Appell an die Teilnehmenden lautete: Die Symptome der Goldgelben Vergilbung ernst zu nehmen, Infektionen frühzeitig bei den zuständigen Behörden zu melden und sich besser mit Nachbarbetrieben abzustimmen, um besonders effektive Schutzmaßnahmen umzusetzen.
Der Themenabend wurde von einer Verkostung von 12 Piwi-Weinen aus Deutschland und Italien begleitet, die in Dreierserien präsentiert wurden und die Vielseitigkeit sowie die geschmackliche Qualität dieser Sorten eindrucksvoll unter Beweis stellten. Die Teilnehmenden zeigten großes Interesse und stellten zahlreiche Fragen, was zu lebhaften und angeregten Diskussionen führte. Es wurde deutlich, wie wichtig der Austausch zwischen Winzern ist, um Herausforderungen im Weinbau aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und gemeinsam anzugehen.
Für das Jahr 2025 sind bereits weitere Themenabende in Planung, die sich mit aktuellen Fragestellungen und innovativen Lösungen im Weinbau befassen werden. Die Details zu diesen Veranstaltungen werden zeitnah auf unserer Website veröffentlicht. Mit dieser Veranstaltungen wie diesen bemühen wir uns wertvolle Perspektiven und praxisorientierte Lösungsansätze für eine wirtschaftliche und nachhaltige Zukunft des Weinbaus aufzuzeigen.